Als Charles Dickens schrieb „es war die beste aller Zeiten, es war die schlimmsten aller Zeiten“ … ich bin mir sicher, er sprach von der Weihnachtszeit! Gibt es eigentlich irgendjemanden, der sich in der Weihnachtszeit so richtig wohl fühlt? Egal wie die Antwort ausfällt : Der richtige Wein wird vieles gutmachen. Oder erträglicher. … Oder alles Gute noch besser ! Aber ich will nicht philosophisch werden.

Welcher Wein denn nun ?
Beginnen wir mit den Klassikern. Auch wenn ich kein Verständnis dafür habe, dass man Foi Gras isst … Sauternes passt dazu. Habe ich jedenfalls so gehört. Ich komme aber nicht umhin Euch zu sagen : Nicht gut ! Gar nicht gut. STOP IT ! Aus der Theorie greifen muss ich auch bei Austern. Champagner, was denn auch sonst ? Was soll ich sagen … Allgemeinwissen.

Lachs
Je leichter der Fisch (inkl. Gewürzen) ist, desto leichter und frischer darf der Wein sein. Je schwerer der Fisch, desto schwerer der Wein. Simple as that. Nicht die Farbe spielt eine Rolle, sondern die Aromatik, die Balance. Aber um zum Punkt zu kommen : Geräuchert: Schaumwein (aber bitte immer vor dem trinken die Lippen abtupfen. Sonst riecht das Glas samt Inhalt fischelig). Grilliert: Ueppiger Pinot Noir. Oder, um traditionell zu bleiben, die weisse Variante, Pinot gris oder Viognier aus dem Wallis).Gebraten : Frischer, säurebetonter (die Säure gleicht das Fett aus) und aromatischer Weisswein. Hauptsache trocken. Beispielsweise ein trockener Riesling, trockener Vouvray oder ein Arneis aus dem Piemont.

Braten
Braten sind – ich weiss das, weil mein Göttergatte ein grosser Fleischtiger ist – meist eher von dunklem Fleisch, wie Rinderbraten, Wildschweinbraten, Entenbraten und dergleichen. Chianti, Dornfelder oder Spätburgunder passen da lovely (oder will Göttergatte bloss meine schlechten Kochkünste herunterspülen ?). However, es funktioniert.

Gans
Gans hingegen hab ich sogar schon selbst in den Ofen geschoben. Am besten reicht man dazu einen tanninbetonten, kräftigen Wein. Pinot Noir. Brunello, Bordeaux. (Fett und Tannin neutralisieren sich – das Gleiche gilt für Fett und Säure).

Chateaubriande
Auch hier greife ich auf die Erfahrung meiner Vorfahren zurück (warum bloss ist Kochtalent nicht vererbbar?).
Bordeaux (of course …), Roter Cõtes-du-Rhõne, Argentinischer Malbec, Barolo, Shiraz.

Truthahn
Dito Chateaubriande. Ausserdem ist mein Backofen nur halb so gross wie ein X-mas Truthahn. Beim Truthahn geht es aber weniger um das Tier, Verzeihung, das Fleisch, sondern vielmehr um die Füllung. Will man nicht von Oppulenz erschlagen werden, braucht es einen erfrischenden Wein. Mit einem kräftigen Gewürztraminer oder einem dominanten
Rosé macht man sicher nichts verkehrt.

Fondue Chinoise
Schwererer Barbera (aber nicht zu schwer und lieber ohne Barrique), Alternativ ein leichter Chianti oder einen jungen Spanier, Tempranillo oder Rioja. (Sollten Sie aber einen richtigen jungen Spanier, aus Fleisch und Blut und in Form eines Mannes, zuhause haben : dann ist die Weinauswahl egal. Dann schmeckt wohl eh alles super).


Genug der Schlachtrufe !

Hier einige barmherzige Speisen (und das ist doch der Sinn von Weihnachten ?)

Käse-Fondue
Da passt ein gehaltvoller, eher trockenen, deutscher Weiss- oder Grauburgunger. Französischer Viognier oder ein weisser Burgunder machen sich auch sehr gut. Ein Uebersee Chardonnay mit Barrique.Ausbau kommt auch sehr schön im Gaumen an und gibt dem urchigen Gericht den internationalen touch.
(Hiltl’s) vegetarisches Tatar
Spezielles Essen braucht keinen spezielleren Wein. Spanischer und italienischer Rotwein passt da eigentlich immer gut. Will man es bitzli leichter : Chardonnay mit Barrique-Ausbau, aus California oder oder Australien.

Pilz-Stroganoff
Sauvignon blanc lindert die Deftigkeit .. will man es aber deftig haben : ein roter Franzose aus der Côte-Rôtie (bedeutet gerösteter Hang!) runden das Ganze sehr schön ab.

Saffran Risotto
Bardolino, Sangiovese di Romagna, Moltepulcano di Abruzzo oder Valpolicella … steht man eher auf Weisswein : Soave, Frascati, Pino Grigio oder Orvieto.

Trüffel Tagliatelle
Soll der Wein sich dem dominanten Geschmack der Trüffel unterstellen ? Oder lassen wir dem Erdgewächs den Vortritt ? Wer sich – wie ich – unschlüssig ist, wählt einen alten, fetten, voluminösen und komplexen Chablis. Die sweet-bitter Symphonie verschmilzt mit dem Trüffel …. Möchte man Rotwein, so gilt das Selbe. Der Wein muss fett sein. Er muss an seinem Höhepunkt angelangt sein, damit er der aromatischen Komplexität einer Trüffel gerecht wird. Es ist ein Duell …

Für jene, welche es nicht so mit dem kochen haben … hier zwei Weine, welche Abend- und Magenfüllend sind (ich spreche aus Erfahrung):

The Chocolate Block. Südafrika.
Intensive Schokoladennoten, sehr würzig, angenehm warm mit einem cremigen Geschmack.
Vielleicht die heissi Schoggi der Weihnachtsengel ?

Brunello di Montalcino. Italy.
Noten von kubanischem Tabak, Kakao und Leder tanzen im funkelnden rubinrot der Sangiovesetraube. Ingwer, schwarzer Pfeffer und ein Hauch Lorbeer runden das x-mas-feeling ab.


Diese Kolumne ist erschienen in der Annabelle
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